Johanna Silbermann

Als Wassily Kandinsky für die Zukunft der Malerei den Gegensatz des „großen Konkreten“ und des „großen Abstrakten“ voraussah, irrte er sich. Das konkrete, gegenständliche und abbildende Malen war für ihn Ausdruck von Tradition und Vergangenheit und das abstrakte, ungegenständliche und selbstbezügliche Malen von Fortschritt und Zukunft.

Die Ideologisierung der Malsprache bestimmte auch das Kunstverständnis in Ost und West während des kalten Krieges. Inzwischen ist dieser Gegensatz völlig obsolet geworden. Ob ein Künstler abstrakt oder gegenständlich malt, sagt nichts über die Güte seiner Kunst. Im Übrigen mischen sich die Sprachen schon längst im Werk ein und desselben Künstlers wie auf ein und demselben Bild.

Es scheint ganz so, dass es allen Künstlern, auch den gegenständlich arbeitenden, in erster Linie darum geht, in ihrer Malerei zu erfüllen, was Paul Klee apodiktisch von der Moderne verlangt hat: Nicht das Sichtbare wiederzugeben, sondern sichtbar zu machen. Von der Absicht, abstrakt und gegenständlich zugleich zu malen, sind auch die Gemälde der Berliner Künstlerin Johanna Silbermann bestimmt. Bei aller Erkennbarkeit ihrer Sujets sind ihre Bilder immer von einer leichten, indes sehr reizvollen Unschärfe durchzogen. Es ist keine fotografische Unschärfe, in deren Textur das Sichtbare verschwimmt, sondern eher eine Unschärfe der Abbreviatur. In ihrem Gefolge werden Personen und Dinge, Landschaften und Orte durch nur wenige Pinselzüge und Farben charakterisiert und wiedergegeben. Es handelt sich also um eine Unschärfe der markanten Art, was ein für Silbermanns Malerei ebenso schönes wie charakteristisches Paradox ist.

Dazu gesellt sich eine Ästhetik der Leere und des nicht zu Ende Gemalten. Ein „non finito“, wie es schon Leonardo seinen Malerkollegen für die Fertigung ihrer Bilder zur Nachahmung empfohlen hat. Das „non finito“ gibt dem Betrachter die Chance, sich mit seinen Fantasien in das Bild einzubringen, welches er betrachtet. Von der sonst üblichen passiven schlüpft er in eine aktive Rolle. Mit Roland Barthes könnte man auch sagen, er wird zum „Koautor“ des Künstlers. Im Fall von Silbermanns Kunst heißt das, er versucht den metaphorischen Nebel über ihren Bildern zu durchdringen, und sich ihre Gemälde, die auch Film-Stills oder Erzählanfänge sein könnten, in persönlichen Geschichten anzueignen.

Für die Surrealisten war der Traum der Königsweg zum Unbewussten. Silbermanns Bilder ähneln Träumen sehr stark, schon in ihrer Grammatik, der Format- und Perspektivverschiebung und ihrer Verschränkung unterschiedlicher Wirklichkeiten. Auch für Träume ist ihre Unschärfe charakteristisch. Sie wollen aufgelöst, präzisiert und analysiert werden. Was bedeuten sie? Mit welchen Bildern können wir uns identifizieren? Was haben wir vergessen und woran können wir uns erinnern?

Text: Michael Stoeber

Vita
Stipendien
Einzelausstellungen
Gruppenausstellungen
Publikationen, Kataloge

606060, 230x365cm, Öl auf Leinwand
606060, 230x365cm, Öl auf Leinwand
Oh, 170x130cm, Öl auf Leinwand
Oh, 170x130cm, Öl auf Leinwand
Romanze, 160x130cm, Öl auf Leinwand
Romanze, 160x130cm, Öl auf Leinwand
Humboldt (Fountain), 105x70cm, Öl auf Leinwand
Humboldt (Fountain), 105x70cm, Öl auf Leinwand
Sommer ohne Regen, 200x150cm, Öl auf Leinwand
Sommer ohne Regen, 200x150cm, Öl auf Leinwand
Flickering Lights, 200x160cm, Öl auf Leinwand
Flickering Lights, 200x160cm, Öl auf Leinwand
Diamanten am Strand, 175x155cm, Öl auf Leinwand
Diamanten am Strand, 175x155cm, Öl auf Leinwand
Steingarten, 70x50cm, Öl auf Leinwand
Steingarten, 70x50cm, Öl auf Leinwand
HvB5, 35x25cm, Öl auf Leinwand
HvB5, 35x25cm, Öl auf Leinwand
HvB6, 35x25cm, Öl auf Leinwand
HvB6, 35x25cm, Öl auf Leinwand
HvB7, 35x25cm, Öl auf Leinwand
HvB7, 35x25cm, Öl auf Leinwand
Perlen im Sand, 180x275cm, Öl auf Leinwand
Perlen im Sand, 180x275cm, Öl auf Leinwand

Vita

1982 geboren in Halle / Saale
2005 – 2010 Studium der Bildenden Kunst, Universität der Künste, Berlin
2010 – 2011 Meisterschülerin bei Professor Burkhard Held, Universität der Künste Berlin

Stipendien

2012 /13 Arbeitsstipendium Künstlerhaus Meinersen
2010 Ulrich und Burga Knispel Preis
2008 /09 Dorothea Konwiarz Stipendium
2007 Erasmus Stipendium, National Academy of fine arts Oslo

Einzelausstellungen

2020 „kON tIKI RIKKI tAVI “ Galerie Falkenberg,Hannover
2016 „Im achten Jahr“ Galerie Falkenberg, Hannover
2013 „Das Dach voller Gedanken II“ Kunstverein Centre Bagatelle, Berlin
„Das Dach voller Gedanken I“ Künstlerhaus Meinersen (K),
2012 „Exuvie“ Galerie cubus-m, Berlin
2011 „Käfer im Auge“ Galerie Falkenberg, Hannover
2009 „hokuspokus“ Dorothea Konwiarz Stiftung, Berlin

Gruppenausstellungen

2021

Rivived Spirits, Uhlig Gallery, Leipzig
Outsight Landscape, Italienische Botschaft, Berlin
Outsight Landscape, Deutsche Botschaft, Rom

2020

New perspectives in painting, Museum Modern Art Hünfeld

2019

„stranger than fiction“ Junge Kunst Berlin, Berlin
„InterINTIMES AUTOPortrait“ Salon Hansa Galerie Lachenmann, Frankfurt
„Í WAŁK WÍTH PHANTOMS“ Kunstqartier Bethanien, Berlin
„Salon Philadephia“ Philadephia Brandenburg
„Domino 2“ Salve Berlin
„Das kleine Format“ Schau Fenster, Berlin

2018

„Eine Reise nach Kythera“ Salve, Berlin
„Works on Paper“ Gussglashalle Berlin
„Illusion of Painting“ Stiftung Starke, Junge Kunst, Berlin
„Feminin“ Wurlitzer Pied A Terre Collection, Berlin

2017

„Junge Kunst Berlin“ Kunsthalle Neuffer am Park, Pirmasens
„Domino“ Salve, Berlin
„Grand Opening“ showroom, Junge Kunst Berlin
„Painting Affairs“ Kunstverein Centre Bagatelle, Berlin (K)

2016

„Formen in der Dämmerung“ Kunsthalle M3, Berlin
„A Toast to a Ghost“ Künstlerhaus Meinersen
„A Toast to a Ghost“ RAE, Berlin
„New Selection“ Stiftung Starke, Berlin
„Works on Paper“ Junge Kunst, Berlin

2015

„Pole Position“ Junge Kunst, Berlin
„Neue Welt“ Junge Kunst, Berlin

2014

„Art Weissensee“ Kunsthalle am Hamburger Platz, Berlin
„10 Stipendiatinnen“ Kommunale Galerie, Berlin
„Back Side of Dark Side“ Kunst am Spreeknie, Berlin
„artgeschoss“ Wolfenbüttel, (K)

2013

Kunstauktion der Telefonseelsorge Galerie Mianki, Berlin (K)
„swapping the shifts“ LaSalita EspacioCreativo, Valencia
„Power den Eichhörnchen“ Prolog Heft für Zeichnung und Text,
Kunstpavillon Heringsdorf

2012

„umschau“ Galerie auf Zeit XXL, Braunschweig
„Tape Modern 25“, Tape Club Berlin;
„Murid Bosh“, Künstlersalon, Kunsthalle M3 Berlin
„Transformation City“, Galerie cubus m, Berlin, (K)
„Symposium Junge Kunst“, Galerie Siedenhans & Simon, Gütersloh

2011

„Hilfsaktion für Japan“ Japanisch-Deutsches Zentrum, Berlin
„Leistungsschau“ Kunsthalle am Hamburger Platz, Berlin
„Bomberlin“ Bussey Building, CLF, London
„10 Jahre Galerie Falkenberg“ Städtische Galerie Kubus, Hannover, (K)
Prolog 8, Heft für Zeichnung und Text, Projektraum LAGE EGAL Berlin (K)

2010

„Avalanche“ Galerie Maribel Lopez, Berlin
„Gute Karten“, Haus am Kleistpark, Berlin
„59te Keisei Kalligraphie Ausstellung“, Metropolitan Art Museum,Tokyo
„everybody learns from disaster“, Villa Elisabeth, Berlin
(Kuratiert mit J.Behlke, S.Busse, Y.Andreini)
„Watchlist!“, Junge Kunst, Berlin (K)
„blinde date“ Forgotten Bar, Berlin

2009

„Prolog“ Heft für Zeichnung und Text, Berlin
„Querschläge“ Ludwigsgalerie, Schloss Oberhausen

2008

„von Finnland nach Hawaii“ one night show, Projektraum LYNAR 4, Berlin
Gruppenausstellung, Dorothea Konwiarz Stiftung, Berlin

2007

„Fremdgehen“ Klasse Held in Halle, Galerie im Volkspark Halle/Saale
„open Academy“National Academy of fine arts, Oslo, (K)

*K-Katalog

Publikationen, Kataloge

Katalog zur Ausstellung „Das Dach voller Gedanken“, (Einzelkatalog)
Künstlerhaus Meinersen/ Centre Bagatelle Berlin; Texte: Michael Stoeber/ Peter Franziskus Strassegger
Katalog zur Ausstellung Transformation City, Galerie cubus m
Katalog Artgeschoss, Wolfenbüttel
Katalog Junge Kunst, Berlin
Katalog zur Ausstellung 10 Galerie Falkenberg, Hannover
Katalog der Dorothea Konwiarz Stiftung;
Prolog, Heft für Zeichnung und Text;
THE WORST AND THE BEST, Jahrbuch der National Academy of fine Arts Oslo